Unia reagiert auf den Diskriminierungsbericht der EU-Agentur für Grundrechte (FRA)

6 Dezember 2017
Handlungsfelder: ArbeitWeitere Aktionsbereiche
Diskriminierungsgrund: RacismGlaube und Weltanschauung

Von den Betroffenen mit nordafrikanischem oder türkischem Hintergrund, die nach eigener Aussage im vorigen Jahr in Belgien diskriminiert wurden, antworteten 20 Prozent, dass dies bei der Arbeitssuche geschah. Auffallend ist, dass der europäische Schnitt bei 12 Prozent liegt. So steht es im Zweiten EU-MIDIS-Bericht der EU-Agentur für Grundrechte (Fundamental Rights Agency, kurz FRA). „Die Erhebungsteilnehmer aus Belgien wussten allerdings besser als in anderen Ländern, dass sie sich mit ihrer Diskriminierungsbeschwerde an eine Meldestelle wie Unia wenden können.“ 

„Aus dem Bericht geht hervor, dass 48 Prozent der in Belgien wohnenden Erhebungsteilnehmer wissen, dass sie sich an Unia wenden können, wenn sie diskriminiert werden. Dieser Prozentsatz liegt über dem europäischen Schnitt (38 Prozent). Der Bekanntheitsgrad der Meldestelle ist eine wichtige Voraussetzung, und wenn ich die Zahlen im Bericht sehe, weiß ich, dass wir noch jede Menge Arbeit vor uns haben“, erklärt Unia-Direktorin Els Keytsman.

Praxistests erforderlich

„Dass man auf dem Arbeitsmarkt geringere Chancen wegen seines Hintergrundes hat, ist inakzeptabel. 40 Prozent der Befragten waren in den letzten 5 Jahren selbst hiervon betroffen. Um diesem Problem abzuhelfen, bedarf es in jedem Fall gezielter Praxistests, die unseres Erachtens auch ausdrücklich in der Antidiskriminierungsgesetzgebung verankert sein müssen. Eine Hexenjagd, die manche für den Fall befürchten, dass die Praxistests tatsächlich zugelassen werden, ist aufgrund der Rechtslage ausgeschlossen. Der Gesetzesrahmen lässt Praxistests nämlich nur dann zu, wenn objektive Anzeichen einer Diskriminierung vorliegen. Arbeit ist übrigens nicht nur Erwerbstätigkeit. Sie bedeutet auch, dass man dazu gehört und einen Beitrag zur Gesellschaft leistet“, führt Keytsman weiter aus.

Häufiger Mobbing in Belgien

„Ein schmerzlicher Unterschied zwischen den belgischen Erhebungsteilnehmern und dem europäischen Schnitt zeigt sich auch an den Mobbing-Erfahrungen der Betroffenen in Zusammenhang mit ihrem ethnischen oder migrationsbedingten Hintergrund. Der europäische Schnitt liegt hier bei 24 Prozent, in Belgien bei beschämenden 32 Prozent“, berichtet Keytsman.

Verbundenheit

Doch es gibt auch gute Nachrichten in der FRA-Studie aus Sicht von Unia. Demnach fühlen sich über 73 Prozent der Befragten eng verbunden mit Belgien, während der europäische Schnitt bei 67 Prozent liegt. „Verbundenheit ist eine Grundvoraussetzung, um sich wirklich als Bürger zu fühlen“, betont Keytsman.

Der Bericht an sich

Für den FRA-Bericht wurden 25.515 Personen aus 28 EU-Mitgliedstaaten befragt. Die Ergebnisse für Belgien beruhen auf 1.339 Interviews. Alle Teilnehmer haben nordafrikanische oder türkische Wurzeln und gehören der ersten oder zweiten Einwanderergeneration an.

Lesen Sie hier den vollständigen Bericht.

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